Timur und sein Trupp by Arkadi Gaidar

Timur und sein Trupp by Arkadi Gaidar

Autor:Arkadi Gaidar [Gaidar, Arkadi]
Die sprache: deu
Format: epub


Der Alte kramte noch immer in seiner Tasche und brachte schließlich eine unförmige, verrostete Pistole zum Vorschein.

Kaum hatte die Milchfrau das Ungetüm gesehen, als sie auch schon ihre Röcke zusammenraffte, ihre Milchkannen packte und, so schnell ihre alten Beine sie trugen, davonlief.

„Ich komme nachher, Väterchen“, rief sie. „Bemühe dich nicht, mein Lieber!“ Und während sie ihren Lauf beschleunigte und sich ängstlich umblickte, fügte sie hinzu: „Ich habe es nicht so eilig mit dem Geld.“

Sie lief hinaus, warf die Gartenpforte hinter sich zu, blieb aufatmend stehen und schrie wütend von der Straße her: „Ins Irrenhaus muß man dich bringen, du alter Satan. Hinter Schloß und Riegel setzen und nicht wieder herauslassen!“

Der Krüppel zuckte die Achseln, steckte die drei Rubel, die er aus der Tasche gezogen hatte, wieder zurück und ließ die Pistole hinter seinem Rücken verschwinden, denn eben betrat der alte Kavalier, Doktor Kolokoltschikow, den Garten.

Auf seinen Stock gestützt, schritt er aufrecht und würdevoll auf den Alten zu. Sein Gesichtsausdruck war gesammelt und ernst.

Bei dem seltsamen Anblick, den sein Gegenüber bot, hüstelte er, schob seine Brille zurecht und fragte:

„Können Sie mir sagen, mein Lieber, wo ich den Hausherrn finde?“

„Wenn Sie dieses Haus meinen“, antwortete der Alte gedehnt, „so nehmen Sie zur Kenntnis, daß ich darin wohne.“

„Nun“, fuhr der grauhaarige Kavalier fort, indem er den Rand seines Strohhutes grüßend berührte, „dann können Sie mir vielleicht sagen, ob ein gewisser Timur Garajew ein Verwandter von Ihnen ist?“

„Jawohl“, erwiderte der Alte, „dieser gewisse Timur ist mein Neffe.“

„Es tut mir leid“, erklärte der grauhaarige Kavalier und hüstelte von neuem, weil sein Blick auf den in der Erde steckenden Säbel gefallen war, „aber ich muß Ihnen mitteilen, daß Ihr Neffe ein Lausbube ist, der gestern den Versuch gemacht hat, bei mir einzubrechen.“

Nun war der Alte an der Reihe, erstaunt zu sein.

„Mein Neffe Timur hat versucht, bei Ihnen einzubrechen?“

„Jawohl“, erklärte der alte Kavalier, „während ich schlief, hat er versucht, mir die Wolldecke, mit der ich zugedeckt war, vom Bett wegzustehlen.“

„Was denn, Timur soll das versucht haben? Eine Wolldecke wollte er stehlen?“

Der Hausherr schien nun doch etwas unsicher. Die Hand, in der er die Pistole hinter seinem Rücken verbarg, bewegte sich unwillkürlich.

Doktor Kolokoltschikow wurde ebenfalls unruhig.

„Ich würde Sie ja nicht belästigen, aber die Tatsachen, lieber Herr, sprechen für sich…“

Als der Alte einen Schritt auf ihn zumachen wollte, winkte der würdige Kavalier ab und rief:

„Ach bitte, bleiben Sie dort stehen… Ihr Benehmen ist so merkwürdig.“

Doch der Alte ließ sich nicht beirren. Energisch trat er vor und sagte: „Glauben Sie es mir, es kann sich nur um ein Mißverständnis handeln.“

Doktor Kolokoltschikow hatte die Pistole in der Hand seines Widersachers erspäht.

Er heftete den Blick darauf, trat einige Schritte zurück und bemerkte: „Unser Gespräch nimmt eine unerwünschte Wendung. Ich möchte sogar behaupten, daß dieser Verlauf uns beiden in unserem Alter Unehre macht.“

Langsam, Schritt für Schritt zurückgehend, hatte Doktor Kolokoltschikow jetzt die Pforte erreicht, die zum Glück noch offenstand. Mit einem Satz war er draußen. Er entfernte sich rasch und brabbelte im

Gehen vor sich hin: „Ein merkwürdiges Benehmen!“ Der Alte war ihm bis



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.